Amaryllis-Garten

Tausend Quadratmeter Gartenland. Dem Gartenfreund kommt sofort eine Fülle von Ideen. Der eine stellt sich die Parkbank im Schatten vor, die andere einen Gemüsegarten. Hübsche, gut gepflegte Rabatten sind gewünscht und Wiesen mit einer Vielfalt von Schmetterlingen, Wildbienen und Kräutern. An unterschiedlichen Vorstellungen herrscht auch bei der Wohngenossenschaft Amaryllis kein Mangel. Wie aber lassen sich Ideen in die Tat umsetzen, aus Wünschen Wirklichkeit werden? Alte und junge, insgesamt mehr als 60 Menschen wollen einen Garten gemeinsam nutzen und Freude daran haben. Die Herstellung der Gartenanlage erfolgte in Eigenleistung und zwar von Grund auf. Die Ausrichtung der Wohnhäuser, die Zugänge zu den Wohnungen, die Geländeneigung und die Auflagen aus dem Begrünungsplan stellten die Grundlagen dar für den mit dem Bauantrag in 2006 eingereichten Entwurf einer Gartenanlage. Anhand dieser, von einem Mitglied der Genossenschaft erstellten Pläne, entstand in vielen Stunden schwerer körperlicher Arbeit vom Frühjahr bis Herbst 2008 die Gartenanlage. An den Erdarbeiten, dem Anlegen der Wege und dem Pflanzen von Bäumen, Hecken und Sträuchern beteiligten sich die Bewohnerinnen, Freunde und Verwandte. Die komplette Abwicklung der Baustelle, von der Bestellung des Materials über das Einmessung der Wege bis hin zur Fertigstellung der befahrbaren Stellplätze erfolgte dabei in eigener Regie. Die Grundstruktur des Gartens, die Wegeführung, die Materialauswahl und die Erstbepflanzung orientieren sich an Prinzipien der Permakultur wie auch der besser bekannten Naturgärtnerei und berücksichtigen geomantisches Wissen. Ökologische Faktoren spielen bei jeder Entscheidung und Auswahl eine ebenso wichtige Rolle wie die Kosten, die sehr stark begrenzt werden konnten.

In 2009 zogen Farben ein in dem gemeinschaftlich kultivierten Garten, blühten die ersten Blumen und spross der Rasen. Es sollte sich zeigen, wer die Pflege übernehmen würde und wie sich Vereinbarungen zur Detailgestaltung treffen ließen. Wollen wir noch mehr Obstbäume haben? Wo dürfen die Kinder spielen? Wo darf Gemüse angebaut werden? Welches „Unkraut“ ist zu entfernen? Auf Zäune zwischen privat gestalteten Parzellen zu verzichten ist eine spannende Übung. Und wenn es dabei immer wieder zum Knacken im Gebälk kommt, dann ist viel Geduld erforderlich und müssen kleine Baustellen bisweilen für eine gewisse Zeit ruhen. Ein entscheidender Impuls kam durch eine junge Familie, die in unmittelbarer Nachbarschaft ihr Haus baute. Die neuen Nachbarn wurden nicht nur Mitglieder der Genossenschaft, sondern boten an, ihr Gartengrundstück der Amaryllis-Anlage anzugliedern. So begann an einem sonnigen Samstag im September der Amaryllis Garten Workshop 2010. Die drei Ziele lauteten: den Ist-Zustand überprüfen, nach den Bedürfnissen der BewohnerInnen fragen und neue Wege erkunden. In der Tat zeichnete sich das sorgfältig vorbereitete Treffen durch ein hohes Maß an Rücksichtnahme und Gesprächsbereitschaft aus. Das im Herbst 2008 vorgestellte Gartenkonzept wurde bestätigt: Neben dem Bereich „Kommunikation und Begegnung“ und dem „Erlebnisraum für Jung und Alt“ soll es auch einen Garten „Sinnliches Erleben und Erholung“ geben. Weitere Elemente des Gartenkonzeptes stellen der „Allzweckgarten“ und ein Gartenteil für „Verbindung und Entwicklung“ dar.

Federführend für die Ausführung der Gestaltung und die Koordinierung der verschiedenen Arbeiten ist seither eine Arbeitsgruppe. Konkrete Aufgaben werden an Einzelpersonen übertragen, die als „Lokomotiven“ bezeichnet werden. Regelmäßige Berichterstattung erfolgt in den monatlichen Treffen der BewohnerInnen. Zum Ende des Jahres ziehen die Mitglieder der Arbeitsgruppe Bilanz und erstellen einen Arbeitsplan für das darauffolgende Jahr.